Freitag, 28. Mai 2010

Fremdsprache Deutsch

Ich sitze in der U-Bahn, neben mir steht eine Frau (40+) mit Kopftuch und brüllt türkisch ins Handy. Ich klappe die Ohren nach vorne und bin froh, dass ich bald aussteige.
Die Frau unterbricht das Telefonat und hält mir wortlos ihr Handy hin. Die zwei Mädchen mir gegenüber brechen in schallendes Gelächter aus.
Ich sage „Hallo“ ins Handy.
„Können Sie meiner Mutter helfen, sie muss am Südtiroler Platz aussteigen“ sagt eine Mädchenstimme in akzentfreiem Wienerisch.
„Ihre Mutter sitzt in der richtigen U-Bahn“ antworte ich. „Die nächste Station ist Nestroyplatz.“
„Können Sie meine Mutter begleiten?“ werde ich gefragt.
„Ich steige jetzt aus“ erkläre ich, gebe der Mutter wieder das Handy und zeige ihr auf der Tafel mit den Stationen ihr Ziel.

Nach dem Aussteigen überlege ich:
Vielleicht ist diese Frau heute aus Anatolien angereist (ihre Kleidung spricht dagegen).
Vielleicht ist man in der Türkei zu Fremden freundlicher.
Vielleicht gibt es bei uns Türkinnen, die mit ihrem Kopftuch und dem türkischen Fernsehprogramm so zufrieden sind, dass sie gar nicht daran denken, sich mit dem Erlernen einer Fremdsprache abzumühen.
nömix - 28. Mai, 13:31

Die Tochter ist offenkundig lang genug in dem Land aufgewachsen, um die Sprache zu können. Es darf vermutet werden, dass sie nicht früher als ihre Mutter hierher gekommen ist.
(In Wien ist man zu Fremden nicht unfreundlicher als anderswo. Hab in der U-Bahn schon zweimal so einer Kopftuch-Vogelscheuche den Kinderwagen samt Kind drin über die Stiegen raufgetragen, weil der Lift hin war - wie sichs gehört und wie mans halt als hilfsbereiter Mann gegenüber Frauen gewöhnt ist. Oben angekommen sind die mit ihren Kinderwagen ohne einen Piep davon, kein Danke nix, nichtmal Kopfnicken. Wahrscheinlich dürfen die zu Fremden nicht sprechen, nichtmal danke sagen. Seitdem lass ichs. Sollen die zusehen, wie sie mit ihren Kinderwagen und ihrer Brut allein zurechtkommen. Ist mir zu blöd. In meinem Land sagt man danke, bin nicht bereit mich an was anderes zu gewöhnen.)

Anja-Pia - 28. Mai, 14:03

Fürs Danke sagen brauchen sie ja schon wieder Fremdsprachenkenntnisse. ;-)
creature - 28. Mai, 16:46

eine geste täte es auch.
hand aufs herz und nicken, versteht die ganze welt!
deprifrei-leben - 28. Mai, 16:51

Zu Nömix

Kopftuch-Vogelscheuche klingt sehr rassistisch. Ich denke man muss nicht einverstanden sein, dass Leute Kopftuch tragen, aber solche aggressiven Gedanken schaffen auch keine friedliche Verständigung.
Und ich kenne auch genügend Deutsche die in meinem Leben nicht Bitte, Danke und andere Höflichkeitsformen kennen. Das ist nicht eine Frage des Kopftuchs, sondern der inneren Einstellung und Erziehung.
nömix - 28. Mai, 17:18

Rassistisch? Blödsinn, das genaue Gegenteil ist der Fall. Hab ich doch geschrieben: ich trag jeder Mutti den Kinderwagen über die Stiegen wie sichs einer Frau gegenüber herkömmlicherweise gehört, in meinem Land und mit meiner Erziehung jedenfalls. Egal ob die mit Kopftuch und Kaftan daherkommt oder schwarz oder gelb oder grün ist. Aber ich will nicht hinnehmen, dass die ihre Unsitten auch in meinem Land zur Gewohnheit machen. z.B. Frauen zu kommunikationsresistenten Vogelscheuchen zu degradieren. Sollen die bei sich daheim halten wie sie wollen, dort red ich denen auch nicht drein.
romeomikezulu - 28. Mai, 18:08

Nömix und creature erhalten je 100 Punkte...

Wenn man eine vom Phänotyp her mitteleuropäische Dorf-Oma als "KOPFTUCHVOGELSCHEUCHE" bezeichnen würde, wäre dies unfraglich NICHT rassistisch belegt - also ist es dies auch nicht, wenn man diese Formulierung bei südeuropäischen Zielen anwendet.
Auf dem Rassismus-Ohr ist hierzulande Mancher womöglich schallempfindlicher, als es der (guten) Sache dienlich ist.

Es ist daher auch völlig in Ordnung, es als "Unsitte" zu benennen, wenn Dankesgesten ausbleiben, wenn der Landessprache unkundige Menschen in den öffentlichen Personenverkehr (aus-)gesetzt werden.
In so gut wie jeder Sprache der Welt gibt es den Spruch
"When in Rome, do as the Romans do", aber wenn WIR solches einfordern, winkt gleich die Ausländerfeindlichkeitsflagge?

Freilich gibt es auch mehr als genügend "nativ-Deutsche", die sich nicht benehmen und nicht "Danke" sagen können - ist das jetzt eine gute Entschuldigung für das Fehlverhalten von Landesgästen?

Landesgast zu sein, ist doch eigentlich für JEDEN Menschen und in JEDEM Land auch mit einer bestimmten Bringschuld verbunden...
Anja-Pia - 29. Mai, 13:30

Wobei das Kopftuch einer 80-jährigen im hintersten Burgenland eine andere Bedeutung hat als das Kopftuch einer 18-jährigen Türkin.
creature - 29. Mai, 18:02

kopftuch klingt recht harmlos, dagegen hat wohl niemand was, aber die frauen die ich so sehe, die hinter ihren männern herwatscheln mit den einkaufstüten, gekleidet in düstere säcke (kleid kann man das nicht nennen) mit plastikpantoletten die meist schon abgetreten sind, ist doch für unser augen nicht eben erfreulich.
das hat mit rassismus nichts zu tun, eher mit menschenfreundlichkeit, ich gönne jeden die freiheit mit jedem zu sprechen und augenkontakt zu haben, sich zu kleiden wies einem angenehm ist, luftig und leicht im sommer und farbenfroh als ausdruck der lebenfreude.
diese sehe ich nicht, beim besten willen nicht.

es gab da mal einen film, 40 qm deutschland, sehr sehenswert und bedrückend!
kraM - 30. Mai, 23:37

"Landesgast zu sein, ist doch eigentlich für JEDEN Menschen und in JEDEM Land auch mit einer bestimmten Bringschuld verbunden...", "mein Land" und "daheim" klingt aber schon sehr unschön in Zusammenhang mit Ausländern, wenn ich das mal so sagen darf. Aber vielleicht bin ich ja ein übertoleranter Mensch.

Letztendlich sind Frauen mit Kopftuch mir niemals unfreundlicher begegnet als Leute ohne Kopftuch und ich sehe auch keine Veranlassung, dass jemand, der ein Kopftuch trägt oder aus einem fremden Land kommt, die Verpflichtung hat, freundlich zu mir zu sein. Ganz zu schweigen davon, dass ich nicht weiß, warum da eine höhere Verpflichtung sein sollte, als bei kopftuchlosen Christen.

Mein Name ist Anja.

Anja Pia.
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